Der Blog über meine Erlebnisse von der Diagnose, über OP bis ...

Kategorie: Mein Nähkästchen

Hier plaudere ich aus dem Nähkästchen, erzähle wie es bei mir persönlich zur Diagnose kam, wie die OP verläuft usw.

Der Tag auf der Intensiv Station

Machen wir uns nicht vor, es gibt schönere Dinge im Leben als eine Gehirn OP. Und gerade die ersten zwei Wochen haben es in sich. In diesem Artikel erzähle ich euch detailliert wie ich die 24 Stunden nach der OP auf der Intensiv Station erlebt habe.

Ich wurde einen Tag vorher bereits im Krankenhaus aufgenommen, zum einen wegen der recht weiten Anreise, zum anderen für die Voruntersuchungen und Gespräche. Außerdem war ich am nächsten Morgen gleich die Erste auf dem OP-Plan.

Der OP-Tag

Am morgen der OP wurde ich um halb 7 in die Dusche geschickt, ich sollte meine Haare mit einem Desinfektionsmittel waschen. Und gegen halb 8 wurde ich dann abgeholt. Meine Kulturtasche für die Intesivstation sollte ich auch direkt mitnehmen, der Rest blieb auf meinem Zimmer.
Im OP selber bekam ich dann kuschelige Heizdecken, wenn ich nicht gerade darauf gewartet hätte, dass jemand meinen Kopf aufschneidet wäre es sogar gemütlich gewesen.
Dann wurden auch schon die zusätzlichen Zugänge gelegt – davon bekommt man so einige – und ich wurde in Narkose versetzt. Ich war vielleicht 3 Minuten im OP da wurde ich schon „ausgeschaltet“, das war aber gut so, schließlich ist das kein kleiner Eingriff und man hat Angst.

Als ich dann wieder aufgewacht bin waren es 15 Uhr, also ca 7 Stunden später. Ein Krankenpfleger stand neben mir und hat anscheinend auf mich gewartet. Als erstes den Wackeltest mit den Zehen machen um zu gucken ob alles ok ist, das hat den Pfleger ziemlich amüsiert. Ich konnte kaum sprechen, ich hatte zwar keine starken Schmerzen, eher wie ein Drücken auf den Hinterkopf und oberen Rücken. Aber ich war unfassbar schwach. Ich habe sofort um Wasser gebeten, dass aber nicht lange bei mir bleiben wollte, ich musste mich sofort übergeben (genau wie der Pfleger es prophezeit hatte – wir haben sogar darüber gelacht, also alles ok).
Meine Mutter und meine Schwester waren plötzlich auch da, ich habe ihnen mit meinen Fingern den Code für mein Handy gesagt damit sie meinen Freunden schreiben konnten, dass es mir gut geht.
Das Komische war, dass ich irgendwie alles wahrgenommen habe was gesagt wurde, alles an Geräuschen, den Schichtwechsel der Pfleger und was sie so gesagt haben zu meinem Gesundheitszustand. Aber ich konnte mich nicht wirklich mitteilen außer mal eine Silbe oder ein „mhmmm“. Und im Kopf war ich schnell, meine Gedanken waren ganz normal aber mein Körper war wie gelähmt. Ich denke aber, dass das an den ganzen Medikamenten lag. Die Pfleger auf der Intensiv Station waren wirklich super, es war immer jemand da. Wasser bekam ich durchweg über den Tropf weil ich nichts im Magen behalten konnte. Und auch gute Schmerzmittel.

Prof. Klekamp war insgesamt nur an dem OP-Tag bestimmt 5 oder 6 mal bei mir und hat sich erkundigt wie es mir geht und gefragt ob ich irgendetwas brauche. Natürlich hat er mich auch informiert, dass die OP gut verlaufen ist, dass meine Wirbel nicht versteift werden mussten usw. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so oft nach mir sieht. Er ist ja Chefarzt der Neurochirurgie und normalerweise hört man ja nur, dass man als Kassenpatient den Arzt wenig zu Gesicht bekommt, teilweise erst am nächsten Tag. Aber hier habe ich eine wirklich gute Erfahrung gemacht und mich gut aufgehoben gefühlt.

Das wirklich Schwierige für mich war, eine angenehme Position zu finden. Ich konnte mich alleine ja nicht von der Stelle rühren, aber die Pflegerin in der Nacht hat mir gezeigt wie ich ihr helfen konnte mich anders hinzulegen. Das war zwar unglaublich schmerzhaft aber danach konnte man dann dank der Medikamente und neuen Position sogar schlafen.

Der nächste Morgen

Am nächsten Morgen habe wurde ich gewaschen, und ich hätte nie gedacht, dass es mich mal freuen würde von einer fremden Person gewaschen zu werden aber danach habe ich mich schon sehr viel besser gefühlt. Gemeinsam mit der Pflegerin habe ich mich dann sogar mal aufgesetzt und kurz hingestellt und sie hat auch ein Foto gemacht damit ich es hier posten kann. Man merkt, das Team dort war echt super!

Der erste Tag nach der OP. Der Rücken und Hals ist stark geschwollen

Dann durfte ich noch etwas essen, was leider auch nicht lange bei mir bleiben wollte.
Und direkt danach wurde ich dann auf die Normalstation verlegt.

Wie es dann auf der Normalstation weiter ging erfahrt ihr hier:

Die Zeit im Krankenhaus

Wie es zu meiner Diagnose kam

Am 02.08.2016 hatte ich einen Verkehrsunfall, bei dem mir ein von rechts kommender Wagen die Vorfahrt genommen hat und seitlich in meinen Wagen reingefahren ist. Bei dem Unfall ist nichts Gravierendes passiert, mein geliebter erster Wagen war hinüber, aber mir selbst ging es bis auf starke Nackenschmerzen gut. Am nächsten Tag, als die Schmerzen immer noch nicht besser waren, ging ich zum Arzt, der mich nach Röntgenaufnahmen mit ein paar Ibu 400 abspeiste und nach Hause schickte. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich schon die letzten 2 Jahre mit Nackenschmerzen zu kämpfen habe. Dabei habe ich mir aber nie was gedacht, ich meine wer kann von sich sagen nach einem langen Arbeitstag keine Nackenschmerzen zu haben? Als nach drei/vier Tagen mein Nackenproblem immer noch nicht besser wurde ging ich zu meinem Hausarzt und bekam eine Überweisung zur Chirurgie und stärkere Muskelentspanner.
In der Chirurgie sah man sich dann die Bilder von dem ersten Arztbesuch an. Ich saß also auf diesem Stuhl neben der Ärztin, die mich ernst ansah und fragte, ob ich tatsächlich einfach nach Hause geschickt wurde…und eh ich mich versah hatte man mir eine Halskrause angelegt und zwei weitere Ärzte und drei Schwestern sahen abwechselnd die Bilder und mich an und regten sich über ihren unfähigen Vorgänger auf. Und damit fing der ganze Wahnsinn erst an.
Ich wurde stationär aufgenommen, damit ich schneller an ein MRT komme. Und auf dieses MRT, das mein Leben völlig umgeworfen hat, wartete ich drei Tage. Damit hatte ich allerdings dann schon mal erste Erfahrungen im Krankenhaus gesammelt, bin dort die Treppe runtergefallen und hab mich schön mit Schmerzmittel vollpumpen lassen, hatte eine Zimmergenossin, die immer dann Besuch bekam, wenn ich gerade eingeschlafen war… Habe quasi alles mitgenommen was dazu gehört.
Nach dem MRT schaute sich der Radiologe dann meine Aufnahme der HWS an. Seine Worte waren: „Das sieht ja schon besser aus als auf den Röntgenbildern, aber der erste Halswirbel… Der sieht irgendwie komisch aus.“ Und damit wurde ich dann erstmal zurück ins Krankenhaus geschickt. Bisher klang das ja alles ganz ok, ist doch egal wenn der erste Halswirbel bisschen anders aussieht ist, mir geht’s ja ganz gut, dachte ich. Während ich aber wieder zurück fuhr ging meine behandelnde Ärztin aus dem Krankenhaus anscheinend die MRT Aufnahmen durch und klärte mich dann sofort auf … Zumindest soweit sie konnte…
„Ihr Rückenmark und die Bänder sind unverletzt, das ist schon mal gut. Aber es gibt auch einen Zufallsbefund: sie haben von Geburt an eine seltene Fehlbildung am Gehirn.“ Sie erklärte mir kurz was genau da wie gewachsen ist und sagte dann „Ich schreib‘ Ihnen den Namen mal auf, dann können Sie mal googlen.“ Joa und so wurde ich dann aus dem Krankenhaus entlassen, ohne zu wissen, was für eine wichtige Information ich bekommen hatte. Mir wurde nicht erklärt, was die Erkrankung bewirkt oder für Symptome entwickelt. Und dann tat ich, was man NIEMALS tun sollte. Ich konnte abends nicht schlafen, griff zum Handy und googelte was das Zeug hielt. Ich glaube mittlerweile habe ich wirklich jede Horrorgeschichte, die es zu finden gab, durchgelesen… Und bekam Panik.
Da stand was von Gehirnoperationen, von Leuten die Lähmungen hatten, Leute die operiert wurden und deren Situation dann noch viel schlimmer war und verzweifelt waren. Ich bekam auch nicht genug von den (wenigen) deutschen Gruselgeschichten, nein ich gönnte mir das ganze nochmal auf Englisch. Sehr toll. Ich denke, jeder, der diese Diagnose anfänglich gestellt bekommen hat, hat was das angeht genau das gleiche erlebt wie ich. Ich weinte mich in dieser Nacht in den Schlaf und wusste nicht was ich tun sollte. Ich war einfach restlos überfordert. Anfangs wollte ich nicht mal mit meiner Mutter darüber reden, wer ist auch schon so dumm und googelt das alles? Da kriegt man sowieso nur gesagt das man stirbt, schwanger ist oder Krebs hat. Aber was sollte ich tun? Irgendwoher brauchte ich doch Infos! Ich wollte schließlich wissen was mit mir nicht stimmt. Dann kam eine Phase in der ich das Ganze irgendwie ignorierte. Genau da fing aber meine Mutter an zu googeln und durchlebte wahrscheinlich das gleiche wie ich. Sie drängte mich eine Überweisung zum Neurologen zu holen und den dann mal sagen zu lassen was Sache ist.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén